Hochwasser, Flussdeiche, Staudämme
Im Landkreis Bergstraße wurden in den letzten beiden Jahrhunderten fast alle Gewässer anthropogen überformt, mehrheitlich und besonders stark ab dem Eintritt in die Rheinebene: Vollständig kanalisiert, begradigt und beidseitig mit Deichen begrenzt sowie in den Siedlungsbereichen teilweise überbaut. Neben Weschnitz und Winkelbach betrifft dies den Stadtbach und Hambach aus Heppenheim, Meerbach und Ziegelbach aus Bensheim sowie ein paar untergeordnete Seitenzuläufe.
Der Ausbau dieser sogenannten „Hochsysteme“ (Gewässersohle teilweise über dem angrenzenden Gelände liegend) diente vornehmlich der schnellen Durchleitung von Hochwasserwellen sowie der Landgewinnung. In der Summe sind das etwa 60 Kilometer Gewässerläufe. Die Höhe der Flussdeiche variiert –je nach hinterlandigen Verhältnissen- bis zu 7 Meter über Gelände.
Diese Karte stellt das Abflussschema der größeren Gewässer im Kreis Bergstraße, einschließlich ihrer Deichabschnitte (gelb), dar.
Gut zu erkennen ist die in Nord-Süd-Richtung verlaufende topografische Grenze zwischen Ried und Odenwald: der Übergang vom Bergland zum Flachland entlang der Bergstraße mit den ab dort beginnenden Deichstrecken (gelb eingefasst). Aufgrund des tiefen Geländeeinschnittes in den Kerbtälern des vorderen Odenwaldes führte das Überlaufen eines Gewässers bislang meist nicht zu einer flächigen Ausbreitung. Inzwischen kam es auch dort zu schadhaften Extremereignissen wie z. Bsp. die beiden Weschnitz-Hochwässer im Frühjahr 1995, die in den Ortslagen von Birkenau, Mörlenbach, Rimbach und Fürth, aber auch an kleineren Seitenzuläufen, erhebliche Schäden an Gebäuden und Infrastruktur verursacht haben.
Der für den Rhein maßgebende Hochwasserabfluss definiert die notwendigen Deich-Ausbauhöhen an den Mündungsstrecken von Weschnitz und Winkelbach. Der Einfluss des Rhein-Wasserstandes an der Weschnitz reicht bei Hochwasser rd. 15 km in das Landesinnere, bis kurz vor die die Ortslage von Einhausen. Beim Winkelbach sind es nur rd. 4 km, bis etwa auf Höhe Maria Einsiedel. Aufgrund der zeitlich deutlich länger verlaufenden Hochwasserwellen des Rheins sind die davon ebenfalls betroffenen Rückstau-Deiche in ihrem geotechnischen Aufbau aufwendiger und im Deichquerschnitt deutlich breiter als die Binnendeiche der kleineren Gewässer an der Bergstraße.
Die Deiche unterliegen einer regelmäßigen Sichtkontrolle auf Wühltier- oder sonstige mechanische Schäden, auf Vernässungen bei- und nach Hochwasser, auf Verformungen oder andere erkennbare Beeinträchtigungen für Standsicherheit und Abflussvermögen. Für die Stabilität eines Deiches sorgt, neben dem geeignetem Bodenmaterial im Untergrund und im Deichkörper selbst, ein ausreichendes Verdichtungsmaß sowie eine geschlossene und gut verwurzelte Grasnarbe. Durch regelmäßige Mahd, kontinuierliche Gehölzentfernung und Bekämpfung von Wühltieren wird den primären Kriterien Rechnung getragen
Die Unterhaltung der Deiche beinhaltet u.a.:
- Die regelmäßige Mahd und Pflege einer geschlossenen Gras- bzw. Vegetationsnarbe auf dem Deichkörper, welche bei Hochwasser-Einstau ein wichtiger Faktor für die Oberflächenstabilität des Erdbauwerkes darstellt.
- Die Ortung und Beseitigung von Schäden durch Wühltierbefall (vornehmlich Bisam und Nutria). Beide Arten besitzen ein sehr hohes Reproduktions- und Ausbreitungsvermögen, so das parallel auch eine kontinuierliche Bejagung durch die örtliche Revierjägerschaft erfolgt.
- Die Gehölzpflege- und Entwicklung. Gehölze sind aufgrund ihrer Verwurzelung (= mögl. Wasserwege) im Deichkörper nicht – oder nur in bestimmten Konstellationen- möglich. Über die Samen-Abdrift verbreiten sich vornehmlich Erlen- und Weidenarten entlang aller Gewässer, diese müssen an den Deichen kontinuierlich entfernt werden.
- Die Sichtprüfung auf Schäden nach einem größeren Hochwasser.
- Die regelmäßige Kontrolle und Instandhaltung von Bauwerken im Deich.
Quelle der Bilder: GVB