Überschwemmungsflächen

Entlang der gesamten Oberrheinebene von Basel bis Frankfurt, wurden im Rahmen der Besiedelung die Oberflächengewässer durch menschliche Eingriffe über Jahrhunderte hinweg  verbaut und dadurch in ihrer Funktion als natürlicher Lebensraum für viele Arten, aber auch in ihrem Potential zur Pufferung von Hochwasserwellen, stark eingeschränkt.

So wurden die meisten Bäche und Flüsse des Oberrheingrabens bereits im späten 19.- und frühen 20. Jh. zum Zwecke der Landnutzung begradigt, und durch direkt angrenzende Deiche von ihren Auen und Altarmen abgetrennt. Die ehemaligen Überschwemmungsflächen beinhalten besonders nährstoffreiche Oberbodenschichten und sind daher für die agrarindustrielle Nutzung sehr attraktiv. Neben den negativen Auswirkungen auf den Naturhaushalt wurden die Gewässer dabei auch ihres nicht unerheblichen Puffervermögens bei Hochwasser beraubt.

 

Neben dem – teilweise vollständigen – Verlust der Lebensraumfunktion für viele an das Gewässer gebundene Arten, hat die schnellere Durchleitung von Hochwasserwellen eine Verschärfung der Situation für die Unterlieger durch höhere Wasserstände und stärkere Erosion zur Folge. Heute wissen wir, dass eine intakte Flussaue bzw. eine intakte Flussauenlandschaft mit all ihren vegetativen Formen der Wasserspeicherung den besten Schutz gegen Hochwasserereignisse bildet.  

Durch den menschlichen Nutzungsdruck sind diese Auen mit ihrem speziellen  Artenspektrum aber auch mit ihrem Hochwasser-Puffervermögen in der Rheinebene fast gänzlich verschwunden.

 

Mit dem Stillgewässer „Lampertheimer Altrhein“ und der noch durchströmten „Kühkopf-Knoblochsaue“ bei Stockstadt existieren in Südhessen noch zwei ehemalige Rheinschlingen (Flussmäander), die von der „tullaschen Begradigung“ verschont wurden.

Das – die ganze Insel umschließende – Naturschutzgebiet (NSG) „Lampertheimer Altrhein“ steht „im Wasser“, wird aber bei Rhein-Normalabfluss nicht mehr durchströmt und droht zu verschlammen. Bei extremer Hitze und Niedrigwasser im Rhein kommt es dort aufgrund Sauerstoffmangel, Überhitzung und Algenbildung immer wieder zu einem Fischsterben.

Der ständig durchströmte Altrheinarm am Kühkopf (Kreis Groß Gerau) hat diese Probleme nicht. Zusammen mit seiner Ausweisung als Naturschutzgebiet, bereits in den 50iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnte sich dort ein außerordentlich wertvolles Habitat, vor allem für die „Auenspezialisten“ in der Tier- und Pflanzenwelt, entwickeln. Ein Besuch der Halbinsel sowie des dort ansässigen Info- und Naturschutzzentrums ist auf jeden Fall empfehlenswert.

Luftbild Altrheinarm Lampertheim (Quelle: Google Earth)
Luftbild „Kühkopf-Knoblochsaue“ bei Stockstadt (Quelle: Google Earth)