Hochwasserrückhalteanlagen

Der Gewässerverband ist im Kreis Bergstraße verantwortlicher Betreiber von 11 großen Hochwasserrückhalteanlagen an Oberflächengewässern., davon 8 kleine Talsperren im Odenwälder Vorgebirge und drei Flachlandpolder westlich der Bergstraße, zwei Tiefpumpwerke am Rhein sowie diversen anderen wasserwirtschaftlichen Einrichtungen, wie Wehranlagen, Schieber- und Verteilungsbauwerke, Hochwasserpegelbrücken etc. 

Die Talsperren schützen zunächst -und unmittelbar- die jeweils unterhalb der Anlage liegenden Siedlungsbereiche vor Überflutungen. Im weiteren Verlauf bzw. im Verbund mit den anderen Anlagen sorgen sie für eine Reduzierung der Abflussspitzen (Höchstwasserstände) im Gesamtsystem.

Bei den Rückhalteanlagen ist die Durchflussmenge auf die maximale Leistungsfähigkeit des unterhalb liegenden Gewässers ausgelegt. Die Steuerung der Anlagen ist so ausgerichtet, dass bei zu viel ankommenden Wassermengen automatisch die Füllung des Beckens beginnt, dieses aber auch sofort wieder anfängt zu entleeren, wenn weniger Wasser zufließt. Dies ist dem Prinzip geschuldet, zu jedem Zeitpunkt -also auch beim Abklingen einer Hochwasserwelle- das maximale Rückhaltevolumen  zur Verfügung vorzuhalten. Kein Stauraum darf sich zu früh füllen, da dieses Volumen dann später für die Dämpfung der Hochwasserspitze fehlt. So kann es durchaus vorkommen, das der Bach innerorts fast am Überlaufen ist, während die Rückhalteanlage oberhalb der Siedlungsflächen immer noch leer ist- bzw. dann grade erst mit dem Einstau beginnt.

Hochwasserrückhaltebecken Krumbach, Staudamm-Auslassbauwerk bei Hochwasser (Quelle: GVB)
Hochwasserrückhaltebecken Ellenbach, Räumung der Auflandungen im Dauerstauraum, im Vordergrund: Staudamm und Rechen Durchlassbauwerk (Quelle: GVB)

Übersicht große Hochwasserrückhalteanlagen im Kreis Bergstraße

Quelle: GIS Kreis Bergstraße, bearbeitet durch GVB, Juni 2019

Die HRB’en 1 bis 5 wurden als Becken „im Hauptschluss“ errichtet, d. h. das Gewässer fließt durch den Rückhalteraum, der hier in Form einer Dauerstauhaltung (Stausee) ausgebildet wurde.

Die HRB’en 6, 7, 8 und das HRB Aspenlache sind ebenfalls Becken „im Hauptschluss“, wurden aber ohne Dauerstauhaltung als begrünte Trockenbecken hergestellt. Das HRB Hähnerwiesen ist eine Rückhalteanlage „im Nebenschluss“, d. h. das Gewässer fließt am Rückhalteraum vorbei  und beschickt diesen erst ab einer definierten Wasserhöhe über ein Überlaufbauwerk. Die Leerung erfolgt erst nach Abklingen der Hochwasserwelle über einen separaten Ablaufgraben und mündet weit unterhalb wieder in den Winkelbach.

Die größte Hochwasserrückhalteanlage im Kreis Bergstraße, der Polder Lorsch, ist mit 18 km Dämmen und 4 Teilräumen über 2 km² Fläche eine Kombination aus Haupt- und Nebenschlussprinzip.

 

Die Anlagen unterliegen einer technischen Monatskontrolle und werden zudem einmal im Jahr einer intensiven Überprüfung durch die Talsperrenaufsicht des Regierungspräsidiums Darmstadt unterzogen. Im Abstand von 10-20 Jahren wird jede Anlage einer grundlegenden Sicherheitsüberprüfung unterzogen.